Seit 1962 fährt das Motorschiff «Bachtel» auf dem Zürichsee und steht meist im Schatten seiner grösseren Zeitgenossen. Dabei ist das Schiff vielfältig einsetzbar – und oft auch dann im Einsatz, wenn die grösseren Einheiten noch in Wollishofen stehen.
Ein Kurzbericht von Jonas Schaufelberger (Text und Fotos).
Nach Lieferung der beiden grossen Einheiten «Linth» und «Limmat» sowie der kleineren «Säntis» und «Glärnisch» war es an der Zeit, die letzte «Dampfschwalbe» auf dem Zürichsee, die 1959 stillgelegte «Lützelau», ebenso wie die 1936 auf Dieselmotor umgerüstete, aber letztlich fast 70-jährige «Thalwil», zu ersetzen. 1961 beschloss die Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft ZSG deshalb ein neues Eindeck-Motorschiff zu beschaffen, und bereits am 16. Mai 1962 wurde die «Bachtel» in Wollishofen vom Stapel gelassen und getauft.
Zusammen mit den MS «Stäfa» (1974 durch die «Ufenau» ersetzt) und «Etzel» gelangte das Schiff sogleich in den Querverkehr Thalwil–Küsnacht/Erlenbach bzw. Wädenswil–Männedorf/Stäfa, aber in Ergänzung zu den drei ehemaligen Landi-Schiffen auch auf die kleinen Rundfahrten ab Zürich. Das Schiff hat auch ein kleines Buffet eingebaut, das eine Bordgastronomie – wenn auch in sehr beschränktem Umfang – erlaubt.
Der Einsatz der «Bachtel» blieb in den folgenden Jahrzehnten weitgehend unverändert. Erst mit der Lieferung der MS «Zimmerberg» und «Forch» im Jahr 2001 gelangten dann zwei neue Einheiten zur Ablieferung, welche explizit für den Querverkehr gebaut wurden; die ältere «Etzel» ebenso wie die erst 1974 gebaute, aber wenig beliebte und ausserhalb der Querfahrten kaum einsetzbare «Ufenau» wurden ausrangiert und die Bachtel zum ältesten Eindeck-Motorschiff in der Flotte. Nach Ablieferung der beiden neuen Pendelschiffe wurde die «Bachtel» mit einem neuen MAN-Motor ausgestattet, wobei am Verstellpropeller festgehalten wurde. Noch heute ist ein solcher in der «Bachtel» im Einsatz. Dadurch ist das Schiff sehr wendig, jedoch aufgrund der komplexen Mechanik und der schwierigen Ersatzteilbeschaffung weniger wirtschaftlich als ähnlich grosse Schiffe mit Festpropeller.
Die Einsätze der «Bachtel» gingen ab 2001 etwas zurück, das Schiff blieb aber weiterhin im regelmässigen Einsatz, einerseits auf den morgendlichen Pendelfahrten ab Thalwil, andererseits auf der kleinen Rundfahrt. Einsätze auf der «oberen» Pendelstrecke zwischen Wädenswil und Männedorf/Stäfa sind seit 2001 hingegen nur noch selten zu verzeichnen. Ab der Saison 2020 wurde der Fahrplan auf dem Zürichsee umgestaltet, seither wird im unteren Seebecken eine «Mini-Rundfahrt» von 55 Minuten angeboten, die nebst den Zürcher Schiffländten nur Zollikon bedient. Diese ist von Montag bis Freitag mit den Querfahrten ab Thalwil umlaufmässig verknüpft und kommt ohne Bordgastronomie aus, womit die «Bachtel» nebst «Zimmerberg» und «Forch» regelmässig auf diesen Fahrten zum Einsatz kommt.
Seit 2021 wird zudem ein Pendelschiff zwischen Rapperswil, Ufenau und Pfäffikon angeboten, der sogenannte «Ufenau-Shuttle. Während dieser in der Frühlings- und Sommersaison mit den Längsfahrten verknüpft ist und deshalb mit den grossen Motorschiffen bedient wird, ist für drei Wochen im Oktober die «Bachtel» seit Einführung dieser Fahrten fest gebucht, und das Schiff dürfte damit innert drei Wochen öfter in Rapperswil und Pfäffikon anlegen als früher in einem ganzen Jahr. Wie lange noch, steht in den Sternen – die ZSG beabsichtigt, das in die Jahre gekommene und unterhaltsaufwändige Schiff in den nächsten Jahren durch ein elektrisches Motorschiff zu ersetzen. Details dazu sind bis heute allerdings nicht bekannt, womit wohl noch mindestens zwei Saisons mit einem Einsatz gerechnet werden kann.
Titelbild: Seit mehr als 60 Jahren ist das Motorschiff «Bachtel» regelmässig auf den frühmorgendlichen Querfahrten Thalwil–Küsnacht/Erlenbach–Thalwil zu sehen; vor einer abziehenden Regenfront ist die Einheit hier unterwegs über den See von Erlenbach nach Thalwil.
Jonas Schaufelberger
Jonas Schaufelberger ist Mitgründer von ÖV Panorama und wohnt in Rapperswil-Jona. Er beschäftigt sich beruflich und in der Freizeit mit dem öffentlichen Verkehr und dokumentiert mit seiner Website www.postautohalter.info seit 2009 Fahrzeuge und Linien des "gelben Riesen". Daneben liegt sein Schwerpunkt auf dem Überland-Busverkehr in der Schweiz, wobei er (wie auch bei seinen gelegentlichen fotografischen Exkursen nach Nord- und Osteuropa) stets per ÖV oder zu Fuss unterwegs ist.