Die fast zeitgleiche Ankündigung von Scania und Volvo, Anfang 2024 den Bau von Karosserien in den eigenen Werken in Polen zu beenden, bedeutet das Ende einer 30-jährigen Geschichte mit auffällig vielen Parallelen zwischen den beiden schwedischen Busbauern. Wir blicken zurück auf die Fahrzeugvielfalt – und deren ebenso vielfältige Einsatzgebiete.

Die Anfänge

Vor mehr als 100 Jahren, im Jahr 1911, entstand in Schweden der Ursprung der heutigen Scania AB, als die Maschinenfabrik Scania aus Malmö (Scania bezeichnet auf Lateinisch die Region Schonen ganz im Süden Schwedens) und der Fahrzeugbauer Vabis aus Södertälje (südlich von Stockholm) zur Firma Scania-Vabis fusionierten. Die Firma war von Beginn an auch Bushersteller, wobei Chassis in Malmö und Motoren sowie Karosserien in Södertälje hergestellt wurden. Bis 1932 und ab den 1950er-Jahren (dazwischen wurden nur Motoren und Chassis gebaut) wurden vor allem für den skandinavischen Markt auch Fahrzeuge mit eigenen Karosserien geliefert. Die vergleichsweise wenigen Busse in Mitteleuropa wurden dagegen in der Regel von lokalen Karosserieherstellern aufgebaut. In den 1960er-Jahren wurden die Bus-Aktivitäten nach Katrineholm verlegt, die Firma hiess inzwischen nur noch Scania.

Mit der Gründung der Firma Volvo in Göteborg im Jahr 1926 entstand 15 Jahre nach Scania der langfristig grösste Konkurrent auf den nordischen Märkten. Ab 1928 wurden in Göteborg erste Busse auf Lastwagenchassis gebaut, seit Mitte der 1930er-Jahre werden auch «echte» Bus-Chassis hergestellt. Anders als bei Scania überliess man den Bau von Karosserien auch für die skandinavischen Märkte den entsprechenden Spezialisten. Im Jahr 1968 wurde die Bus-Sparte innerhalb des Konzerns in die eigene Volvo Bussar AB ausgegliedert, die 1977 in Borås ein neues Produktionswerk für Bus-Chassis eröffnete. In Zusammenarbeit mit dem schweizerischen Carrossier Ramseier&Jenzer wurde Mitte der 1980er-Jahre erstmals ein integral konstruierter Reisebus vom Typ C10M lanciert. Die Produktion endete jedoch nach rund 80 Einheiten bereits wieder.

Karosseriebauer werden aufgekauft

Ab den 1980er-Jahren begann Volvo, mehr oder weniger gezielt, Aufbauhersteller aufzukaufen, welche dann vorwiegend für Volvo produzierten. Die Werke wurden teilweise bereits nach wenigen Jahren wieder geschlossen:

  • 1981: Säffle Karosseri AB, Säffle, Schweden; Schliessung 2013
  • 1988: Leyland Bus, United Kingdom; Schliessung 1993
  • 1990: Steyr Bus GmbH, Steyr, Österreich; Schliessung 1999
  • 1994: Aabenraa Karrosseri A/S, Aabenraa, Dänemark; Schliessung 2004
  • 1994: Drögmöller Karosserien GmbH & Co. KG, Heilbronn, Deutschland; Schliessung 2005
  • 1998: Carrus Oy, Finnland; Werk in Vantaa 2001 geschlossen, Werk in Tampere 2008 geschlossen, Werk in Lieto 2008 von finnischen Investoren übernommen

Damit konnte Volvo nun vermehrt komplette Busse verkaufen, wobei jedoch die Lieferung von Chassis ohne Aufbauten sowohl an die unabhängigen skandinavischen Aufbauhersteller als auch in den Rest der Welt weiterging.
Im Gegensatz zu Volvo baute Scania bereits ab den 1950er-Jahren eigene Busaufbauten, ab den 1960er-Jahren in einem neuen Werk in Katrineholm. Trotzdem blieb Scania bezüglich der Integration von Karosserieherstellern ebenfalls nicht ganz untätig – im Jahr 1995 wurde die «Danish Automobile Building» (DAB) in Silkeborg übernommen, welche bereits ab 1997 eigene Scania-Busaufbauten produzierte und deren Produktion eigener Busmodelle 1999 auslief.

Für die Linie 616 (Schöftland–Walde–Schiltwald) beschaffte die PostAuto-Regie Aarau im Jahr 2016 einen Scania Citywide LF I 11.9 m. Das Fahrzeug ist bis heute ein Einzelstück bei PostAuto. Die ganze Linie ist von zahlreichen Steilstrecken geprägt, die der Scania ohne Probleme meistert. Garagiert wird der Citywide in Walde, wo auch ein Postauto-Oldtimer Platz findet. (Foto: Michel Bucheli)

Der Sprung in den Osten

Wesentlich wichtiger war für Scania der Sprung nach Polen: Nur kurz nach dem Zerfall des Ostblocks, im Jahr 1992, ging Scania ein Joint-Venture mit dem polnischen Hersteller Kapena ein. Dieses ermöglichte die Umgehung von Strafzöllen beim Export von Lastwagen in den für westliche Firmen sehr jungen Markt. In Słupsk nahe der Ostsee startete 1993 die Produktion von Lastwagen, gefolgt von Busaufbauten ab 1994. Ab 1996 wurden auch Bus-Chassis hergestellt, und nachdem 2002 die Lastwagenproduktion eingestellt wurde, ist Słupsk heute ein reines Bus-Werk. Seit einer Erneuerung im Jahr 2010 konnten dort bis zu 1‘500 Busse jährlich produziert werden und 2023 wurde das 10‘000. Fahrzeug aus Słupsk geliefert. Mit der Schliessung des Stammwerks in Katrineholm für Serienfahrzeuge im Jahr 2004 (bis 2006 wurden dort noch einzelne Neuentwicklungen und Prototypen gebaut) wurde Słupsk zum einzigen Scania-Buswerk – zumindest vorübergehend.

Nur wenig nach Scania ging auch Volvo den Schritt über die Ostsee und in den wachsenden osteuropäischen Markt. 1995 gründeten Volvo (55%) und die damals noch eigenständige finnische Carrus Oy (45%) die Volvo Bus Poland Company Ltd., welche in Wrocław ein Karosseriewerk aufbaute; ab der Integration von Carrus in Volvo 1998 war Volvo alleiniger Eigentümer der Fabrik, und schrittweise wurden auch die Busentwicklung und weitere Services nach Polen verschoben. Produziert wurden die Chassis weiterhin im schwedischen Borås, und auch im schwedischen Säffle wurden noch bis 2013 die dort entwickelten Karosserien aus verschraubten Aluminiumprofilen gebaut. Dagegen wurden in Polen von Carrus entwickelte geschweissten Stahlkonstruktionen produziert. Erst mit der Schliessung des Werks in Säffle 2013 wurde die Aufbauproduktion komplett nach Polen verlegt, wobei im Bereich der Linienbusse nur noch die Konstruktionen aus Säffle weiterverwendet wurden.

Die TPF zählte zusammen mit PostAuto zum wichtigsten Kunden des Volvo 8700 LE in der Schweiz. Nicht zuletzt auch als einziger Abnehmer des Volvo 8700 LEA. Viele der Fahrzeuge mussten mittlerweile neuen Bussen weichen. Einige der Volvos erhielten anderswo ein neues Leben, vielerorts können sie dank der markanten TPF-Lackierung ihre Vergangenheit jedoch nicht verheimlichen. Die drei Volvo 8700LE Nr. 5, 67 und 89 sind seit 2019 im Tessin beheimatet und befördern Angerhörige der Armee zwischen dem Bahnhof Airolo und den beiden Kasernen Bedrina d’Airolo und Motto Bartola am Gotthardpass. (Foto: Michel Bucheli)

Zurück zu den Wurzeln: Das Ende des Karosseriebaus

Auch nach der Schliessung des Werks in Katrineholm stammten nicht alle Scania-Busse aus Polen: Die finnische Lahden Autokori Oy in Lahti produzierte ab 2007 wiederum Aufbauten, die als Scania-Komplettbusse vermarktet wurden. Mit der Insolvenz des Unternehmens im Jahr 2014 wurde es von Scania aufgekauft und es wurden noch bis 2020 Fahrzeuge in Finnland produziert.

Auch hier gibt es die fast schon selbstverständliche Parallele zu Volvo – der von Volvo übernommene Aufbauhersteller Carrus produzierte nämlich parallel zu Wrocław weiter Aufbauten für Volvo, bis die Schliessung der verbliebenen Werke in Tampere und Lieto per 2008 beschlossen wurde. Das Werk in Lieto wurde von finnischen Investoren übernommen und produzierte unter dem «neuen» Namen Carrus Delta Oy weiterhin Aufbauten für Volvo, insbesondere Nischenvarianten des Volvo 9700 wie Spezialhöhen und Cargo-Busse. Seit 2020 produziert Carrus für Volvo zudem den Doppeldecker 9700 DD.

Seit 2010 werden für Scania auch in China Aufbauten produziert. Der dortige Hersteller Higer produziert den Reisebus «Touring» für Scania und baut weitere Modelle auf Scania-Chassis auf, die zumindest in Europa von Scania vermarktet werden.

Im März 2023 kommunizierte Volvo das Ende des Komplettbus-Baus in Europa, gefolgt von Scania im Mai. Beide Hersteller liessen die Produktion von Aufbauten in Polen im ersten Quartal 2024 auslaufen und geben dafür wirtschaftliche Gründe an – dass diese Gründe durch den Fokus oder Verzicht auf gewisse Entwicklungen auch hausgemacht sind, ist nicht auszuschliessen.

Jedenfalls gibt es hier deutliche Parallelen: Beide Hersteller behalten die Chassis-Produktion in Europa bei – Volvo in Borås, Scania in Słupsk. Und beide Hersteller wollen weiterhin eigene Komplettbusse vermarkten, welche bei Partnern aufgebaut werden. Scania nebst der bewährten Partnerschaft mit der spanischen Irizar primär bei Higer in China, wo schon seit 2023 der Stadtlinienbus «Fencer» aufgebaut wird. Volvo bei der ägyptischen Firma MCV, welche ab 2025 den 7900 electric und den 8900 LE electric (inklusive 15-Meter-Variante) aufbauen wird. Der Doppeldecker 9700 DD sowie die vorletzte Generation des einstöckigen 9700 wird weiterhin bei Carrus in Finnland gebaut. Die angekündigte Produktion der einstöckigen Reisebusse 9700 und 9900 beim spanischen Unternehmen Sunsundegui wurde im Sommer 2024 jedoch gestoppt.

Ob Scania mit der neuen Produktpalette langfristig in der Schweiz Fuss fassen will und kann, ist offen – Volvo hat seine Schlüsse aus den geringen Verkaufszahlen bereits gezogen und die Vertriebsorganisation in den deutschsprachigen Ländern 2023 geschlossen.

Im deutschsprachigen Markt geht mit dem Ende des Komplettbus-Baus auch die Präsenz von Scania und Volvo dem Ende zu – ohne dass deren Absenz dort eine wirkliche Lücke hinterlässt.

Scania: Von den Urgesteinen zum «Omniversum»

Damit wechseln wir zu den Fahrzeugen. Die ersten in den «neuen» Karosseriewerken gebauten Fahrzeuge waren die ursprünglich in Schweden entwickelten und gebauten Fahrzeuge der CN-Reihe; nach rund 10-jähriger Produktion in Katrineholm wurden sie ab 1994 auch in Słupsk gefertigt. Bis zum Produktionsende 1998 wurden die CN-Fahrzeuge in beiden Werken parallel hergestellt.

Im 1995 übernommenen DAB-Werk Silkeborg wurde als Hochflurbus noch bis 1999 der Hochflurbus «DAB Facelift» weitergebaut, welcher eine DAB-Entwicklung war.

Die CN-Serie war ursprünglich als Hochflurbus lanciert worden, dieser Scania CN113CLL, der 1996 für Storstockholms Lokaltrafik (SL) gebaut wurde, ist dagegen ein Niederflurbus mit dem um 1994 lancierten Facelift mit eckigen Schweinwerfern. Hier ist er im Sommer 2011 bereits sichtlich abgenutzt an der Stockholmer Endhaltestelle Skeppsholmen zu sehen. (Foto: Sandro Flückiger)
«De Gule Busser» - auf Deutsch «die gelben Busse» - nennt sich ein privates Verkehrsunternehmen aus Viborg in Midtjylland in Dänemark. Das Unternehmen setzte von 1999 bis 2017 diesen Scania L94IB mit DAB-Facelift-Aufbau im (tatsächlich gelben) damaligen Design des Verkehrsverbundes der Region ein – seine letzten Jahre verbrachte der Bus weiterhin in seiner Heimat als Schulbus bei Terndrup Turistbusser, hier im Viborger Vorort Bruunshåb. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Der DAB Facelift war auch Grundlage für den Hochbodenbus «OmniLine» – der Typ wurde ab 2000 in Silkeborg produziert. Bis zum Produktionsende im Jahr 2008 wurde er dann in verschiedenen anderen Werken hergestellt. Neben dem Werk in Słupsk wurden die Karosserien auch bei Drittfirmen in Auftrag gegeben.

Basierend auf dem dänischen DAB Facelift, war auch der Scania OmniLine in Dänemark mit über 300 Exemplaren verbreitet. Die letzte grössere Serie für Arriva in Aarhus wurde im russischen St. Petersburg aufgebaut – eines der Fahrzeuge gelangte 2016 zur kleinen Firma Holstebro Turistbusser, welche für Midttrafik verschiedene Regionalbuslinien bedient. Im Bild fährt der Bus auf der Linie 270 Richtung Thorsminde durch das Städtchen Holstebro. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Punkto Design stand für den OmniLine die bereits zuvor lancierte LE/Niederflur-Baureihe Pate: Ab 1996 wurden in Silkeborg der Niederflurbus OmniCity und der LowEntry-Bus OmniLink produziert. OmniCity und OmniLink waren eine technische Neuentwicklung mit Aluminium-Gerippe und haben mit den dänischen Wurzeln der DAB-Konstruktionen kaum etwas gemeinsam. Die Busse wurden zu Beginn in Silkeborg (bis 2000) und Katrineholm (bis 2004) produziert und ab 1999 auch in Słupsk, wo die Produktion 2013 auslief. Sie erreichten vor allem in Schweden, Norwegen und Dänemark hohe Verbreitungszahlen, gelangten aber nicht zuletzt in rund 300 Stück nach Paris sowie als Rechtslenker ins Vereinigte Königreich, wo etwa 650 OmniCity und OmniLink ausgeliefert wurden.

Für den britischen Markt wurde auch eine Doppelstock-Version des OmniCity gebaut, welche mit über 500 produzierten Fahrzeugen ebenfalls eine gute Verbreitung auf der Insel erreichte. Parallel dazu produzierte East-Lancs auf Scania-Chassis ein optisch ähnliches Modell (genannt «OmniDekka»), welches bei den über 500 Fahrzeugen nicht eingerechnet ist.

Von 2008 bis 2010 beschaffte Stagecoach London total 174 OmniCity DD. Die Aufnahme aus dem Jahr 2019 zeigt ein solches Fahrzeug in Walthamstow Central. Die robusten Fahrzeuge, welche leider mit einem nicht besonders komfortablen Fahrwerk ausgestattet waren, sind bis im Frühling 2024 alle aus dem regulären Liniendienst für Transport for London (TfL) ausgeschieden. (Foto: Silvan Pleisch)
Eine Serie von 45 Omnicitys wurde 2003/04 an Metrobus abgeliefert, welche zahlreiche Buslinien für TfL in Südlondon betreibt. Linie 358 führt von Orpington nach Crystal Palace; auf dieser Aufnahme von 2012 ist das Fahrzeug kurz vor seinem Endpunkt unterwegs. Die Linie hat seither verschiedene andere Fahrzeugtypen erlebt und wird im Sommer 2024 auf elektrischen Betrieb umgestellt. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Sowohl OmniCity als auch OmniLink waren in verschiedenen Längen vom Midi- über den Standardbus bis hin zum Gelenkbus verfügbar, wobei der Midibus dem Niederflurbus und der dreiachsige Solobus dem Low Entry vorbehalten blieb. Antriebsseitig waren (Bio-)Diesel- und Gasmotoren verfügbar.

Titelbild: Im Vallée du Joux im Waadtländer Jura betreibt die Société Anonyme des auto-transports de la Vallée du Joux A.V.J. die Buslinie 690. Diese bedient im Hochtal all jene Dörfer und Weiler, die nicht durch die Regionalzüge der RER Vaud erschlossen werden. Auf der Linie verkehrt seit 2015 dieser weisse Volvo 7900 Hybrid, ausgestattet mit Überlandsitzen.

Foto: Michel Bucheli

Die Buslinien in Waterland, einer wasserreichen Region in den Niederlanden nördlich von Amsterdam, werden durch EBS betrieben. Nach dem Gewinn der Konzession im Jahr 2011 beschaffte EBS mehr als 160 Scania OmniLink als Standard- und Gelenkbusse. Die per 2023 wieder ausgeschriebene Konzession konnte EBS verteidigen, nun werden die Scanias durch neue Elektrobusse von anderen Herstellern abgelöst, aufgrund von Lieferverzögerungen wird dieser Prozess erst im Laufe des Jahres 2024 abgeschlossen sein. Die Aufnahme eines OmniLink-Standardbusses entstand 2022 am südlichen Siedlungsrand von Hoorn von einem Deich am Markermeer. Der Bus startete seine Fahrt der Linie 314 am Knotenpunkt Amsterdam Noord und wird das Ziel, den Bahnhof Hoorn, in wenigen Minuten erreichen. (Foto: Silvan Pleisch)
Die städtischen Verkehrsbetriebe im polnischen Olsztyn (Miejskie Przedsiębiorstwo Komunikacyjne w Olsztynie Sp. z o.o. / MPK Olsztyn) übernahmen im Jahr 2005 10 fabrikneue, in Słupsk aufgebaute OmniLink-Standardbusse, denen später auch noch verschiedene OmniCity- und OmniLink-Fahrzeuge als Occasionen folgten. Noch im alten Blau-roten Design war dieses Fahrzeug 2015 auf der Linie 6 unterwegs. (Foto: Jonas Schaufelberger)
Seit über 30 Jahren befindet sich unweit der französischen Stadt Angers ein Montagewerk von Scania. Hier werden täglich über 120 Lastwagen für den französischen Markt gebaut. Mit über 1’200 Angestellten ist Scania ausserdem einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Auch deshalb fanden immer wieder Busse von Scania ihren Weg in die Stadt am Zusammenfluss von Sarthe und Mayenne. Gegenwärtig stammen rund 100 der ca. 160 Stadtbusse von Scania. (Foto: Michel Bucheli)

Im Schweizer Markt konnten sich die «Omnis» – anders als in den romanischen Nachbarländern Italien und Frankreich – nicht durchsetzen. Ein einziger Scania OmniCity wurde an die Firma Lanz in Huttwil ausgeliefert, welche den Bus für den Regionalverkehr Mittelland einsetzte. Zudem existierte mindestens kurzzeitig ein weiterer Wagen beim Busbetrieb Seetal-Freiamt – zu diesem Fahrzeug sind der Redaktion allerdings keine Details bekannt. Der verbliebene Schweizer Karosseriebauer Hess AG aus Bellach baute jedoch ab der Jahrtausendwende zahlreiche Stadtbusse auf Chassis von Scania vor allem für die Zugerland Verkehrsbetriebe, die regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW), den Busbetrieb Aarau, die Verkehrsbetriebe Luzern (als einziger grösserer Besteller der Midi-Version) und in kleineren Zahlen auch für andere Busbetriebe auf.

OmniExpress – die finnischen Scanias

Ab 2007 gelangte in Zusammenarbeit mit der Lahden Autokori Oy aus dem finnischen Lahti der Reisebus OmniExpress zur Ablieferung. Dieser erste «eingekaufte» Reisebus sollte die Omni-Reihen am oberen Ende der Skala ergänzen, weist jedoch im Gegensatz zu OmniLine, -City und -Link keine gemeinsamen Designelemente auf.

Der Bus wurde in drei Höhenvarianten produziert: 3.20, 3.40 und 3.60 Meter Gesamthöhe mit entsprechend unterschiedlichen Bodenhöhen und Gepäckraum-Volumen waren erhältlich. Der tiefste OmniExpress löste dabei fliessend auch den OmniLine ab, dessen Produktion 2009 eingestellt wurde.

Die Fahrzeuge fanden ausserhalb der nordischen Heimmärkte kaum Abnehmer, wobei die Flotte von 60 OmniExpress 3.60, die 2013 nach der Liberalisierung des Fernverkehrs in Deutschland an die Subunternehmer des ADAC-Postbus geliefert wurde, erwähnenswert ist.

Auf den Fernlinien in der nördlichsten norwegischen Provinz Finnmark setzte der damalige Betreiber Boreal Buss AS unter dem regionalen Brand «Snelandia» ab 2015 bis zum Vertragsende 2023 eine Flotte von Scania OmniExpress 3.60 ein; die Fahrzeuge legten auf diesen Einsätzen grosse Distanzen bei bisweilen schwierigen Strassenverhältnissen zurück – im Bild ist ein Fahrzeug bei Skaidi unterwegs zum Verwaltungszentrum Alta – wegen eines Lawinenniedergangs kommt das Fahrzeug allerdings nicht wie geplant von Honningsvåg, sondern der morgens in Alta mit diesem Ziel gestartete Bus wurde in Olderfjord gewendet. Bis zum Abend wird der Bus auch noch eine Hin- und Rückfahrt nach Hammerfest absolvieren, was gut 500 Kilometer auf durchgehend schneebedeckten Strassen bedeutet. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Mit dem OmniExpress 3.2LE wurde ab 2014 auch ein Low-Entry-Fahrzeug der OmniExpress-Reihe angeboten, das in Konkurrenz zum OmniLink-Nachfolger Citywide LE stand – der Bus wurde nur von 2014 bis 2017 produziert (ab 2015 auch in Słupsk) und vor allem in die nordeuropäischen Länder geliefert. Optisch angelehnt an den «hohen» OmniExpress, handelte es sich technisch um ein Facelift des «Scala», einer Lahti-Eigenentwicklung, die 2014 mit Übernahme der insolventen Lahden Autokori Oy ins Scania-Programm gelangte.

In Dänemark beschafften lediglich zwei Betriebe den OmniExpress 3.20LE: Nebst Arriva, die 2016 25 bei Lahti karossierte Fahrzeuge erhielt, gelangten gleichzeitig rund 90 in Polen aufgebaute Fahrzeuge auf die Insel Fünen, wo die Fahrzeuge von Tide Bus (eine Tochtergesellschaft des gleichnamigen Norwegischen Unternehmens) mit Namen und Design des Verkehrsverbundes FynBus eingesetzt werden. Im Bild ist einer der Wagen unterwegs auf der Linie 195 von Odense nach Nyborg – die Linie führt praktisch parallel zur Hauptlinie der dänischen Staatsbahn, bedient jedoch auch die zahlreichen Ortschaften, die über keinen Bahnhof (mehr) verfügen. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Citywide und Interlink – die zweite echte Scania-Generation

Ab 2011 wurden die OmniCity und OmniLink durch eine neue Generation von Scania-Bussen abgelöst – unter dem Namen Citywide waren nun sowohl die LE- als auch die Vollniederflur-Variante als Stadtbusse betitelt. Es handelte sich um ein Facelift ihrer Vorgänger mit Aluminium-Gerippe. Die Busse wurden von Anfang an in Słupsk produziert und auch in verschiedenen alternativen Varianten wie CNG und Hybrid angeboten.

Dank der aktiven Verkaufsorganisation gelangen weiterhin auch Verkaufserfolge in Mittel- und Südeuropa. Auch in der Schweiz konnte mit der Bauart ein Treffer gelandet werden – die Verkehrsbetriebe Vevey-Montreux-Chillon-Villeneuve (VMCV) ersetzten ab 2018 praktisch ihre ganze Flotte durch Scania Citywide, wobei es sich bei zehn der 28 Busse um die nachfolgende Generation Citywide NBA handelt. Weitere Abnehmer waren der Postauto-Unternehmer Schwizer aus Goldach (3 LE-Hybridbusse), der Busbetrieb Seetal-Freiamt sowie Limmatbus.

Ansonsten blieb der Citywide wie seine Vorgänger insbesondere ein in Nordeuropa verbreitetes Modell – vor allem in der LE-Variante, die abgesehen von den absoluten Grossstädten auch im Stadtverkehr in Skandinavien traditionell die Nase vorne hat.

Nach mehreren Bestellungen bei Van Hool wechselte die VMCV SA im Jahr 2018 ihren Stammlieferanten. Seither konnte Scania 28 Fahrzeuge an die Waadtländer Riviera liefern. Damit besitzt die VMCV die grösste Anzahl an Scania-Stadtbussen hierzulande. Man entschied sich für den Citywide als Vollniederflurbus in den Längen 10.9m, 12m und 18m sowohl mit Diesel- als auch Gasantrieb. (Foto: Michel Bucheli)
Konzeptionell einzigartig sind die Low-Entry-Gelenkbusse von Scania: Der Fahrzeugboden steigt hier schon vor der zweiten Achse an, wodurch der gesamte Hinterwagen hochflurig ist und der Niederflurbereich entsprechend klein ausfällt. Ein solcher Citywide-LE-Gelenkbus von Nobina konnte 2022 in Oslo aufgenommen werden. Ähnlich konstruiert war der Volvo 8500 LE Gelenkbus, welcher im Vergleich zum Scania jedoch kein Schubgelenkbus ist. (Foto: Silvan Pleisch)
Während Volvo in Italien nie im grösseren Stil Fuss fassen konnte, lieferte Scania sowohl mit lokalen Aufbauten (etwa von DeSimon) wie auch als Komplettbusse zahlreiche Fahrzeuge in unser südliches Nachbarland. Die Verkehrsbetriebe von Stadt und Provinz Verona (ATV) erhielten nach OmniLine und OmniCity zwischen 2015 und 2019 insgesamt 47 Citywide LF mit Erdgas-Antrieb. Eines der Fahrzeuge ist hier unweit des Bahnhofs Porto Vescovo unterwegs im Stadtlinienverkehr, für den die Fahrzeuge hauptsächlich eingesetzt werden. (Foto: Jonas Schaufelberger)
Eine grosse Stärke von Scania war die Kombination von alternativen Antrieben mit verschiedenen Grössen- und Ausstattungsvarianten – so konnte der Hersteller 2017 drei LE-Standardbusse mit drei Türen und Hybridantrieb an den Postauto-Unternehmer Schwizer, Goldach, für den Einsatz zwischen St. Gallen, Rorschach und Rheineck abliefern. Im Bild ist ein Fahrzeug auf der Linie 242 in Goldach unterwegs; die Firma wurde inzwischen im Zuge einer Nachfolgeregelung durch Eurobus übernommen. (Foto: Jonas Schaufelberger)
Zwischen 2014 und 2018 erhielten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) 356 Scania Citywide LF Gelenkbusse. Ein Exemplar konnte 2023 beim Alexanderplatz aufgenommen werden. (Foto: Silvan Pleisch)

2017 wurde mit dem «Citywide suburban LE» auch der OmniExpress 3.2LE in die Citywide-Reihe übernommen und aktualisiert. Der tiefere Sinn dieser «Doppel-LE-Strategie» bestand wohl in erster Linie in der Befriedigung der finnischen Kunden, die auch Hauptabnehmer des Fahrzeugs waren. Trotzdem gelangen hier einzelne Verkäufe in die Schweiz: Ein Fahrzeug mit reinem Dieselantrieb stand von 2018 bis 2021 in Engelberg im Sportbusverkehr, ein weiteres in Hybrid-Ausführung fährt bei den VBZ als Fahrschulwagen und zwei Fahrzeuge, ebenfalls in Hybrid-Ausführung, sind bei PostAuto in Gland im Einsatz.

Der Citywide LE Suburban der ersten Generation war mit seinen lokalen Aufbauten insbesondere für den finnischen Markt interessant, wohin weit mehr als die Hälfte der rund 230 Fahrzeuge geliefert wurden. Einige Fahrzeuge wurden durch Koiviston Auto für den «Linkkari» genannten Stadtbus von Rovaniemi am Polarkreis beschafft. Hier unterquert einer der Busse mit dem attraktiven Rentier-Design die Eisenbahnbrücke über den gefrorenen Fluss Kemijoki. (Foto: Jonas Schaufelberger)
Die Engelberger-Auto-Betriebe (EAB) beschafften 2018 einen Citywide LE suburban. Aufgrund der Bauart gelangte der Wagen vor Allem als Bahnersatz, für Extrafahrten und im Sommerbus zum Einsatz. Wohl aufgrund der geringen Eignung für das Kerngeschäft des Betriebes, dem Ortsbus Engelberg, wurde der Scania nach nur drei Jahren wieder veräussert und hat in Polen eine neue Heimat gefunden. (Foto: Michel Bucheli)

Der Interlink als neuer Reisewagen

Ab 2016 wurde in Lahti der Scania «Interlink» produziert – als Facelift des OmniExpress wurde der Bus von 2016 bis 2020 wiederum in 3 Höhenvarianten europaweit angeboten – auch mit diesem Fahrzeug gelang der grosse Durchbruch in Mitteleuropa nicht. Allerdings hat mit einem einzigen verkürzen Fahrzeug bei Bus Val Müstair GmbH sogar ein Fahrzeug den Weg in die Schweiz gefunden.

Die Firma Unibuss Ekspress wurde 1989 als Reisebusunternehmen mit dem Namen Arctic Express gegründet. Der 2005 von den Osloer Verkehrsbetrieben übernommene Betrieb bietet inzwischen ganz Norwegen Express- und Flughafenlinien (Flybuss) an, wie in diesem Fall den Værnes-Ekspressen, auf dem der Scania LK360 EB Interlink HD Nr. 1562 hier in Trondheim unterwegs ist. (Foto: Sandro Flückiger)
Im Jahr 2018 erhielt der Postauto-Unternehmer Bus Val Müstair GmbH einen Scania Interlink LD 10.9. Das Fahrzeug kommt im Sommer primär auf der Stelvio-Linie (Müstair – Stilfserjoch – Tirano) zum Einsatz und eignet sich dank seinem kurzen Radstand und dem kräftigen Motor hervorragend für den Einsatz auf anspruchsvollen Passstrassen. (Foto: Michel Bucheli)

Citywide und Interlink NBA – eine Neuentwicklung als Abschluss

Ab 2019 gelangte schliesslich der Nachfolger des Citywide zur Ablieferung – unter der Bezeichnung Citywide NBA LE bzw. Citywide NBA LF wurde eine vollständige Neuentwicklung mit Stahlgerippe ausgeliefert, welche im letzten verbliebenen Aufbauwerk in Słupsk von den Bändern rollte. Dank eines konstruktiv durchaus bemerkenswerten Baukastensystems konnte eine auf dem Markt bisher nicht gesehene Typenvielfalt aus der Kombination von Bauart (NF, LE), Länge (in 10-cm-Schritten wählbar) und Antriebsart (Diesel, Gas, Dieselhybrid, batterielektrisch) angeboten werden.

Die Fahrzeuge gelangen auch wieder in der Schweiz zur Ablieferung: Die VMCV beschafften nach ihrer grösseren CityWide-Bestellung wiederum eine grössere Serie von zehn Fahrzeugen mit Diesel- und Gasantrieb. Als Batteriebus konnte das Modell an BSU/RBS, RVBW und PostAuto verkauft werden. Ein Einzelstück mit Dieselantrieb wurde nach Engelberg geliefert. Als einige der letzten produzierten Fahrzeuge übernahm PostAuto im ersten Halbjahr 2024 vier dreiachsige LE-Fahrzeuge.

Nach mehreren Occasionsfahrzeugen erhielten die Engelberger Auto-Betriebe (EAB) pünktlich zur Wintersaison 2022/2023 einen fabrikneuen Scania Citywide NBA Standardbus. Dieser wird auf dem Ortsbus von Engelberg eingesetzt. Hier sehen wir das besagte Fahrzeug auf der Linie 302 zur Fürenalpbahn im winterlichen Engelberg. (Foto: Michel Bucheli)
Die Neuentwicklung Citywide NBA ermöglicht fast alle erdenklichen Kombinationen von Längen, Antrieben und Bodenvarianten – für Postauto wurden Anfangs 2024 vier LE-Dreiachser mit 14.8 respektive 14.5 Metern Länge abgeliefert, wobei der entsprechende Rahmenvertrag auch die Lieferung weiterer Fahrzeuge beinhaltet hätte, die nun aufgrund des Produktionsendes zwangsläufig verfallen. Zwei der vier Fahrzeuge fahren seit Januar beim PU Peter Engeloch AG, Riggisberg, vor allem auf der Linie 340 Wabern–Niedermuhlern. Während Volvo einen beträchtlichen Teil der Diesel-Flotte in der Bundesstadt stellt, gelangen die Scanias immerhin kurz vor die Stadtgrenze – und bieten den Reisenden eine schöne Aussicht über die Agglomeration von Bern, hier bei Englisberg. Die beiden weiteren Fahrzeuge werden zwischen Chur und Falera eingesetzt. (Foto: Jonas Schaufelberger)
Im Churer Rheintal wurde 2023 die erste grössere Postautoflotte auf Batteriebusse umgestellt. Von den beschafften Bussen unterschiedlicher Grösse durfte Scania die Standardbusse liefern. Die vier Citywide NF NBA BEV werden auf den Linien 3 und 23 eingesetzt, hier aufgenommen zwischen Chur und Trimmis. (Foto: Silvan Pleisch)

Auf Basis dieser Niederflurbusse wurde mit dem Interlink NBA ab 2022 auch wieder ein Hochboden-Überlandbus produziert, nachdem sich dies als Sortimentslücke erwiesen hat. Trotz der nur sehr kurzen Produktionsdauer konnte ein Fahrzeug an die örtliche PostAuto-Unternehmung im Val Müstair verkauft und 2024 ausgeliefert werden.

Der Interlink NBA der Postautounternehmung Bus Val Müstair GmbH verfügt mit der Länge von 10.9 Metern über die identischen Abmessungen wie der 2018 gelieferte Wagen der Vorgänger-Generation. Auf der Fahrt der Stelvio-Linie zwischen Tirano und Müstair konnte der Wagen im Juli 2024 in Bormio aufgenommen werden. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Trotz grossen Investitionen in die neue Baureihe und einem wegweisenden Baukastensystem hat sich Scania für die Einstellung der Produktion entschieden. Der rasche Rückzug erwischte den einen oder anderen Betreiber auf dem falschen Fuss – so wären etwa bei Postauto noch weitere Fahrzeuge aus einem Rahmenvertrag abrufbar gewesen, wozu durchaus auch die Absicht bestand.

Volvo: Die ersten Stadt- und Regionalbusse aus Säffle und Steyr

Damit kommen wir zum schwedischen Mitbewerber Volvo und springen zurück in die 1990er-Jahre: Die ersten als Volvo-Komplettbusse vermarkteten Fahrzeuge stammen aus dem übernommenen Karosseriewerk in Säffle. Mit dem Säffle 2000 (LE- und Hochbodenbus, ab 1991) und dem Säffle 5000 (ab 1995) wurde die Palette der Stadt- und Regionalbusse abgedeckt. Die Fahrzeuge basieren auf Säffle-eigenen Konstruktionen aus verschraubten Aluminiumprofilen und wurden ausserhalb des skandinavischen Markts nicht aktiv angeboten. Nebst dem Werk Säffle wurden sie von 1995-2001 auch im dänischen Aabenraa (unter dem Namen Aabenraa 5000) produziert.

Gebrauchte Volvo-Autobusse gelangten regelmässig in die osteuropäischen Länder – so auch dieser Säffle 2000, 1994 gebaut und bis 2007 zuerst in Dänemark und dann in Finnland im Linienbuseinsatz, der 2008 sein zweites Leben bei der Liepājas Autobusu Parks im lettischen Liepāja startete. (Foto: Jonas Schaufelberger)
Die Säffle 5000A wurden als Erdgas-Variante zwischen 1996 und 2005 nach Malmö, Göteborg und – wie hier zu sehen – nach Stockholm verkauft. Die Dieselvariante war zwar etwas weiter verbreitet, wurde aber neben den jeweiligen Herstellungsländern Dänemark und Schweden nur in Einzelexemplaren nach Norwegen verkauft. Erst über Weiterverkäufe gelangten sie auch nach Polen, ins Baltikum und in weitere Länder. (Foto: Sandro Flückiger)

Auch die Nachfolgemodelle der Säffle-Bauarten waren in erster Linie für den skandinavischen Markt gedacht und fanden ausserhalb praktisch nur als Occasionen Verbreitung. Der Volvo 8500 als LowEntry- und Hochbodenbus wie auch der 7500 als Niederflurbus waren ausserhalb Skandinaviens Aussenseiter, wenn auch immerhin im Occasionseinsatz durchaus zu finden.

In den Jahren 2015 und 2016 kaufte TPER (Trasporto Passeggeri Emilia-Romagna) für den Stadtverkehr in Bologna 21 gebrauchte Volvo 7500 CNG. Die 2007 gebauten Fahrzeuge fuhren ursprünglich in blauer Farbe in und um Stockholm. (Foto: Michel Bucheli)
Die Volvo 8500LEA sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Stockholmer Regionalverkehrs. Die Wagen verfügen über einen Mittelmotor im Vorderwagen mit Antrieb auf der Mittelachse und sind daher gut für die skandinavischen Winter geeignet. Rund 130 Fahrzeuge bringen Pendler ab den grossen Busknotenpunkten in die schwedische Hauptstadt und abends wieder zurück ins Umland. (Foto: Michel Bucheli)

Ab 1994 wurde auch im übernommenen Steyr-Werk in Wien ein Niederflurbus produziert – fast zeitgleich mit dem Säffle 5000 wurden hier für den österreichischen Markt Niederflurbusse der Bauart Steyr SN12 produziert, welche, mit Volvo-Logo versehen, auch gelegentlich exportiert wurden. Vorübergehend standen auch in der Schweiz zwei Fahrzeuge im Einsatz: Sie wurden gebraucht angekauft und standen von 2005 bis 2007 im Einsatz. Die Produktion dieser Bauart endete 1999. Die Nachfolgereihe 7000/7700 war Basis für den Siegeszug der Fahrzeuge aus Polen.

Die Autobetriebe Horgen-Wädenswil (AHW) als Subunternehmer der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn SZU hatten zeitweise zwei Steyr SN12 im Einsatz – leider liessen sich zu den 2007 ausrangierten Fahrzeugen keine weiteren Informationen über allfällige Vorbesitzer ausfindig machen. Das Bild zeigt einen der beiden Wagen am Bushof in Wädenswil, der zum Aufnahmezeitpunkt 2006 noch im alten Zustand ohne Dach war. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Volvo-Busse aus Deutschland und Finnland

Für die Entwicklung einer Reisebus-Bauart wurde vor allem auf die 1992 angekaufte Firma Drögmöller im deutschen Heilbronn gesetzt. Mit dem B12-500 (ab 1992) und B12-600 (ab 1995) wurden auch Komplettreisebusse in Deutschland produziert. Die beiden Modelle wurden ab 2001 vom Volvo 9900 abgelöst, der bei verschiedenen Aufbau-Herstellern in unterschiedlichen Ausführungen produziert wurde.

Die Partnerschaft mit Carrus (ab 1995) brachte auch Volvo-Fahrzeuge aus Finnland. Teil des Volvo-Programms wurden so der Carrus City U (Niederflurbus, 1995-2000), Carrus Vega (LE und Hochflur, 1997-2001), Star (1995-2002) und Vector/Regal (1995-2002). Diese Fahrzeuge waren die «Keimzelle» der ab 1997 in Wrocław produzierten Fahrzeugfamilien.

Der in Finnland produzierte Carrus Star gelangte fast ausschliesslich auf dem skandinavischen und finnischen Markt zur Ablieferung – etwa an die norwegische Firma Lofotbussen, welche auf den Lofoten im Reise- und Linienverkehr tätig war. Das abgebildete Fahrzeug steht im Sommer 2010 als Linienbus zwischen Leknes und Svolvær im Einsatz und passiert gerade das Dörfchen Kabelvåg; die Linie wurde damals bereits seit mehreren Jahren von Veolia bedient, welche allerdings für den Saisonverkehr nicht genug eigene Fahrzeuge besass. (Foto: Jonas Schaufelberger)
Der Carrus City wurde sowohl in Hoch- als auch in Niederflurbauweise produziert. 1994/1995 wurden 40 Gelenkbusse auf Basis des B10MA an die städtischen Verkehrsbetriebe von Szczecin abgeliefert; 1999 gelangten sie zur Szczecińskie Przedsiębiorstwo Autobusowe Klonowica (SPAK), wo sie im Laufe der 2010er-Jahre ausrangiert wurden. Das Bild zeigt eines der Fahrzeuge 2016 im Stettiner Stadtzentrum vor der St. Jakobskathedrale. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Die Linienbusse aus Polen

Ab 1997 begann in Wrocław die Produktion neu entwickelter Volvo-Fahrzeuge mit dem Volvo 7250 respektive B10-400, der auch in Heilbronn produziert wurde. Die Bauart, basierend auf dem Carrus Vega, wurde nur während vier Jahren produziert, gelangte aber in dieser Zeit auch in die Schweiz, wo sie vor allem im Wallis und Waadtland an diverse PostAuto-Unternehmer und -Betriebsstellen abgeliefert wurden. Insbesondere die kürzeste Bauart mit war den Anforderungen in der Schweiz durchaus angepasst, war sie doch kürzer und wendiger als die Setra S313UL. Eine weitere Verbreitung scheiterte nicht zuletzt auch am Neoplan Transliner, dessen grösseres Variantenspektrum bis hin zum schmalen Bergbus gemäss den angestammten Postauto-Baugrössen ein gutes Verkaufsargument war.

Knapp 28 Volvo B10B-400 wurden an Postauto abgeliefert, die Mehrheit davon in verkürzter Ausführung für Walliser PU und Regiebetriebe. Nach elf Jahren bei der Regie-Aussengarage St-Martin im Val d’Hérens gelangte dieser verkürzte Wagen 2010 zu PU Evéquoz, Erde, der bereits zwei fabrikneue Fahrzeuge desselben Typs besass. Die wendigen Fahrzeuge wurden gerne auch auf der Berglinie nach Derborence eingesetzt, so wie auf dieser Aufnahme – der abgebildete Bus wurde 2015, der letzte B10B-400 bei Postauto 2018 ersetzt. (Foto: Jonas Schaufelberger)

1999 folgte der Niederflurbus Volvo 7000 als Nachfolger des Steyr SN12 sowie des Carrus City – der Bus wurde schon ab 1998 von Carrus in Vantaa produziert (bis 2001) – in Wrocław lief der Bus bis 2012 vom Band, wobei im Jahre 2003 die Bezeichnung zu 7700 wechselte. Im Gegensatz zu den Aluminium-Konstruktionen aus Säffle handelt es sich um günstigere Stahl-Konstruktionen.

Der Bus war der eigentliche Türöffner für Volvo und war in ganz Europa zu finden; gerade auch im preissensiblen osteuropäischen Markt konnte Volvo mit den Fahrzeugen punkten, nicht zuletzt mit grösseren Serien in der Produktionsstadt Wrocław. Während man zu Zeiten des 7000 in der Schweiz noch eher skeptisch war und ausser in Genf noch Volvo-Chassis mit Hess-Aufbauten bevorzugte, änderte sich das mit dem Facelift zum 7700, der auch an einige Verkehrsbetriebe als Komplettbus ausgeliefert wurde. Im skandinavischen Heim-Markt indes bevorzugte man noch länger die Fahrzeuge aus den dortigen Produktionsstätten.

Im August 2001 testeten die Verkehrsbetriebe Luzern im Zuge einer Neubeschaffung sechs Niederflur-Gelenkbusse von verschiedenen Herstellern – darunter auch ein Scania sowie ein Hess auf Volvo-Chassis. Der «Werks-»Volvo 7000A Nr. 8046 der MPK Wrocław, ist hier auf seiner Fahrt auf der Linie 24 im Bereich Meggen Böschenacher zu sehen. Wie bekannt ist, entschieden sich die VBL schlussendlich nicht für den Volvo, sondern für den Citaro von Mercedes-Benz. (Foto: Andreas Wittwer)
Die Transports Publics Genevois (TPG) beschafften zwischen 2001 und 2004 nicht weniger als 90 Volvo 7000A. Die Wagen wurden nach einer relativ kurzen Einsatzdauer im Jahr 2008 bereits wieder abgestossen und gelangten als junge Gebrauchtwagen in grosser Zahl nach Osteuropa. Etwas mehr als eine Handvoll der Wagen gelangte jedoch zu TPG-Subunternehmern und von dort ein Fahrzeug 2016 zu Ruffiner Reisen nach Turtmann, welcher den Wagen einmal jährlich als Shuttle Bus für das Opel Air Gampel einsetzt, so auch noch im Jahr 2024. (Foto: Silvan Pleisch)
Noch kurz vor der Fusion der TRN mit der TN zur heute bekannten transN erhielt die Verkehrsbetriebe der Stadt Neuchâtel (TN) insgesamt zehn Volvo 7700. Die ersten vier bereits 2009 und 2010 ausgelieferten Fahrzeuge verkehrten zu Beginn noch im alten senfgelben Design der TN, während die sechs Busse aus 2011 bereits bei Auslieferung die neue grün-weisse Lackierung der transN trugen. Hier sehen wir einen Vertreter der neueren Serie auf dem Place Pury unmittelbar nach seiner Abfahrt in Richtung Trois-Chênes. (Foto: Michel Bucheli)

Auch mit alternativen Antrieben wurde der Volvo 7000 und 7700 produziert. Neben den allgegenwärtigen Gas-Varianten wurden für das österreichische Linz Trolleybusse produziert. In den späteren Jahren wurden vermehrt auch Hybrid-Busse hergestellt, welche sich dank attraktiver Leasing-Angebote auch bei ansonsten wenig Volvo-affinen Kunden verbreiteten.

In den Jahren 2006, 2007 und 2009 erhielt Bernmobil 16 Solo- und 32 Gelenkbusse von Volvo mit Erdgasantrieb. Diese waren bis 2022 auf dem Berner Autobusnetz allgegenwärtig, ehe sie (bis auf die drei Nachzügler aus 2009) ausgemustert wurden. Der Volvo 7700 CNG Nr. 121 ist hier in Spiegel oberhalb Köniz als Linie 16 unterwegs. (Foto: Sandro Flückiger)
Einzigartig waren die 19 Volvo 7000 AT Oberleitungsbusse die von 2000/2001 bis 2019 in Linz verkehrten. Die elektrische Ausrüstung wurde von Kiepe zugeliefert. (Foto: Julian Ryf)
28 Hybridbusse des Typs Volvo 7700 wurden zwischen 2010 und 2012 an verschiedene Schweizer PU und KTU abgeliefert; die meisten davon wurden durch den Hersteller für einen Probeeinsatz verleast und konnten anschliessend gekauft oder zurückgegeben werden. Von den 28 Fahrzeugen waren 11 Postautos – als letzte (und von Beginn an als «eigene» Fahrzeuge) gelangten 2012 zwei Fahrzeuge zu PU TPC, Aigle, welcher die Busse zwischen Aigle, Vionnaz und St-Gingolph einsetzte. Seit einer Neuordnung der Linien im Chablais Ende 2021 fahren die beiden Busse für PU VSA-MOB, Monthey, auf der Achse Bex–Monthey–Vouvry–Villeneuve, hier auf der Rhonebrücke zwischen Monthey und Bex. (Foto: Jonas Schaufelberger)

2001 tauchte mit dem 8700 die erste komplette Überlandbus-Familie von Volvo aus Polen auf dem Markt auf, welche sowohl Hochflur- als auch LE-Fahrzeuge umfasste. Ebenfalls in Stahl-Bauweise gebaut, wurde der leistungsstarke Bus zum Verkaufsschlager und verbreitete sich auch in Mitteleuropa, insbesondere in der LowEntry-Bauweise. Ab 2002 beschaffte Postauto den Fahrzeugtyp in grösseren Stückzahlen sowohl als Hochflurbus (bis 2007, jeweils mit einzelnen Nachzüglern) wie auch als LowEntry-Bus (bis 2011). Auch auf dem skandinavischen Markt konnte sich der Bus – dort vor allem mit Hochboden – stärker durchsetzen als seine niederflurigen Geschwister, zumal er bis 2008 auch durch Carrus im finnischen Tampere produziert wurde.

Die Transports publics fribourgeois SA (TPF) setzte einst rund 60 Low-Entry-Busse von Volvo über den ganzen Kanton Fribourg verteilt ein. Besonders hervorzuheben sind die 13 Volvo 8700 LEA. Die TPF bestellte als einziger Kunde weltweit diese Low-Entry-Gelenkbusse bei Volvo. Gegen Ende ihrer Lebensdauer wurden sie auch in der ganzen Westschweiz als Bahnersatz-Busse eingesetzt. So sehen wir hier abseits des gewohnten Einsatzgebiets ein besagtes Fahrzeug als Bahnersatzbus in Richtung Murten beim Bahnhof Ins. Daneben ein Fahrzeug der Nachfolgegeneration, die nicht mehr als Gelenkbus erhältlich war. (Foto: Michel Bucheli)
Mit dem 8700 landete Volvo bei Postauto einen Volltreffer; rund 85 hochflurige und fast ebenso viele LE-Fahrzeuge gelangten zwischen 2001 und 2011 in verschiedenen Untervarianten zum «gelben Riesen». Die Busse gelangten praktisch in alle Kantone und wurden vom Agglo-Verkehr (etwa rund um St. Gallen) bis zu wirklichen Bergstrecken eingesetzt – etwa wie dieser 2004 gelieferte 10.8-Meter-Midibus, der zuerst für PU Rey und später für dessen Nachfolger Buchard auf den Linien rund um Ayent eingesetzt wurde – hier auf dem Weg von St-Romain zum Lac de Tseuzier. Die Strasse zur Barrage du Rawyl wurde im Zuge des Staudammbaus erstellt und ist mit ihren beiden Tunnels relativ komfortabel zu befahren. (Foto: Jonas Schaufelberger)
Wie sovielen anderen Fahrzeugen aus Mitteleuropa ist auch diesem Volvo 8700LE ein zweites Leben in einem «neuen» EU-Land vergönnt. Nach zehn Jahren Einsatz für Connexxion in den Niederlanden gelangten 25 Zweiachsbusse in verlängerter Ausführung (12.9 Meter) 2015 zu AP Varaždin, wo die Fahrzeuge im Regionalverkehr in der gesamten Gespanschaft eingesetzt werden. Im Bild steht ein Wagen am «Bushof» des Badekurorts Varaždinske Toplice; der mit den niederländischen Betreibern vertraute Busfan erkennt nach wie vor die Grundbemalung von Connexxion. (Foto: Sarah Schaufelberger)
13 Jahre nach Ablieferung der letzten Fahrzeuge an Postauto steht nach wie vor eine Handvoll 8700LE im Einsatz; dazu gehört auch der 2010 als einer der letzten seiner Art an Postauto gelieferte 11.4-Meter-Wagen von PU Balzarolo SA, Poschiavo, der sowohl im Tal als auch auf den Linien über den Bernina-Pass ins Engadin anzutreffen ist. Der letzte 8700LE wurde schlussendlich im Dezember 2011 an PU Buchard, Leytron, ausgeliefert. (Foto: Silvan Pleisch)

Reisebusse aus Deutschland, Polen und Finnland

Im Reisebus-Markt positionierte man sich ab 2001 mit dem Volvo 9700, der in Finnland und Polen in zahlreichen Untervarianten produziert wurde und auf den Reisebus-Konstruktionen von Carrus basierte. Zeitgleich wurde, basierend auf den Konstruktionen von Drögmöller, der 9900 mit Theaterbestuhlung als Nachfolger des B12-600 angeboten, dessen Bau aber schon 2005 mit der Schliessung des Werkes in Heilbronn wieder eingestellt wurde. 2007 folgte dann ein neuer 9900 mit Theaterbestuhlung basierend auf der Carrus-Konstruktion. Ab 2010 wurde der 9500 als kostenbewusste Version des 9700 angeboten. Sowohl die zweite Generation des 9900 als auch der 9500 wurden beide nur in Wrocław produziert. Übrigens verfügte auch der 9700 in einigen Variationen über eine Theaterbestuhlung, die allerdings von aussen aufgrund der nicht angepassten Fensterlinie nicht erkennbar ist.

Postautounternehmer Motrag aus Flaach, respektive die Reise-Sparte Moser Reisen AG des Familienbetriebes, beschaffte 2005 einen Volvo 9700 Reisewagen im Postcar-Design. Der verbaute Rollstuhllift und das rollstuhlgängige WC deuten auf eine Herkunft aus finnischer Produktion hin, was aber nicht bestätigt ist. (Foto: Silvan Pleisch)
Für die Schnellbuslinie Luzern–Altdorf beschafften die Verkehrsbetriebe Luzern 2006 zwei Volvo 9700, je einen in der zwei- und drei-achsigen Ausführung. Schnell waren die Fahrzeuge aber zu klein für die Fahrgastnachfrage auf dem Tellbus und so kam 2009 ein erster Setra-Doppelstockbus zur Flotte, den die beiden Volvo 9700 hier im Depot Weinbergli «einrahmen». (Foto: Sandro Flückiger)
Eine skandinavische Eigenart sind die Reisebusse mit Fracht-Aufbau am Heck; sie werden in dünn besiedelten Gegenden im Überlandverkehr eingesetzt und ermöglichen den Transport von grösseren Eilpost- und Frachtstücken – in Schweden wurde der Service unter dem Namen «Bussgods» vermarktet und ist noch heute in den nördlichsten Provinzen aktiv. Das abgebildete Fahrzeug gehört der Firma Hörvalls in Kiruna, welche bis Frühjahr 2024 zahlreiche Regionallinien des Landes Norrbotten bediente. Wie in Schweden üblich, tragen die dafür eingesetzten Fahrzeuge ein regional einheitliches Design. Wagen 38, ein 2007 gebauter und 2020 ausrangierter Volvo 9700H 15.0 Cargo, verlässt im Bild gerade die Minenstadt Kiruna in Richtung Pajala – die rund 2.5-stündige Fahrt zählt zu den kürzeren Einsatzstrecken bei Hörvalls. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Die neuste Baureihe: Endlich ein einziger Volvo!

Erst 2011 endete die Zeit der parallel verfügbaren Volvo-Baureihen für den Linienverkehr. Mit dem Volvo 8900 wurde ein neuer Hochflur- und LE-Bus als Nachfolgemodell von 8500 und 8700 präsentiert, mit dem 7900 die neue Niederflur-Baureihe als Nachfolgemodell von 7500 und 7700. Mit ihren verschraubten Aluminium-Karosserien sind diese Weiterentwicklungen der Säffle-Baureihen 7500 und 8500, wurden jedoch von Anfang an sowohl in Säffle und Wrocław produziert. Ab 2013 verlagerte sich die Produktion mit der Schliessung des Werks in Säffle vollständig nach Polen.

Der 8900 war wie die Vorgänger 8500 und 8700 sowohl als Hochboden- wie auch als LE-Bus erhältlich und konnte sich am Markt europaweit gut verbreiten. Zeitweise gelangte der Bus als Konkurrenzprodukt zum Platzhirsch Iveco Crossway auch auf den PostAuto-Beschaffungskatalog, von 2017 bis 2020 wurden über 100 Fahrzeuge in die Schweiz abgeliefert. Mit ein Grund dafür war wohl auch die Möglichkeit, die Fahrzeuge auch in einer praktischen Zwischenlänge von 11.20 Metern zu beschaffen.

Postautounternehmer Reptrans AG aus dem bündnerischen Salouf beschaffte bereits zwischen 2004 bis 2006 vier Volvo 8700 mit 10.8 und 12 Meter Länge. Ab 2016 wurden die 8700 durch neue 8900 abgelöst. Die Flotte umfasst heute drei 10.8 Meter lange und vier 12 Meter lange Wagen. Ein kurzes Exemplar konnte hier im äusserst schneearmen Januar 2023 auf der Talfahrt von Parsonz nach Riom aufgenommen werden. (Foto: Silvan Pleisch)
Die hochflurige Variante des Volvo 8900 gelangte relativ selten nach Mitteleuropa, wo in den relevanten Zeiträumen fast nur noch LE-Fahrzeuge im Linienverkehr beschafft wurden. Dieser 13 Meter lange Hochflurbus der Ötztaler Verkehrsgesellschaft wurde im April 2014 beschafft (darauf folgten 2015 zwei LE-Standardbusse). Der Bus ist hier in Sölden zu sehen, er ist unterwegs als «Rad-Express» vom Bahnhof Ötztal nach Obergurgl. In der Schweiz sind nur fünf hochflurige Volvo 8900 bekannt, die alle im Wallis beheimatet sind: Die TMR SA aus Martigny verfügt über vier Fahrzeuge mit einer Länge von 12 Metern und der TPC-Transportbeauftragte Nicolas Excursions aus Val-d’Illiez verfügt über einen Wagen in verkürzter Ausführung. (Foto: Jonas Schaufelberger)
In grosser Anzahl werden dreiachsige 8900 LE im Grossraum des norwegischen Bergen für den Verkehrsverbund Skyss eingesetzt: Das Verkehrsunternehmen Tide beschaffte 2019 eine Flotte von 60 Fahrzeuge mit einer Länge von 13.8 Metern, wovon zwei Fahrzeuge im Oktober 2022 in der Innenstadt von Bergen aufgenommen werden konnten. Mit der Übernahme von Keolis Norge gelangten Ende 2022 weitere 23 Wagen in die Flotte von Tide in Bergen, die allerdings mit 14.8 Metern einen Meter länger sind. (Foto: Silvan Pleisch)

Der 7900 wurde von Volvo in erster Linie als Bus mit alternativen Antrieben vermarktet. Die Diesel-Variante wurde nach weniger als 100 produzierten Fahrzeugen 2013 vom Markt genommen und man positionierte sich im Stadtverkehr ausschliesslich als Anbieter alternativer Antriebe. Die offensive Strategie, Hybrid-Fahrzeuge zu sehr günstigen Preisen an Verkehrsbetriebe für wenige Jahre zu verleasen und anschliessend wahlweise zurückzunehmen oder an die Betriebe zu verkaufen, führte zu einem zeitweise relevanten Marktanteil der Hybrid-Variante in der Schweiz und im benachbarten Ausland. Rund 230 Fahrzeuge wurden in die Schweiz abgeliefert, insbesondere an die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) und an Bernmobil. Darunter sind auch Fahrzeuge Bauart «Plug-in-Hybrid» für die Stadt Zürich mit zusätzlichem elektrischem Ladeanschluss und grösserer Batterie.

Nicht einmal 100 Volvo 7900 in klassischer Diesel-Version wurden produziert. Das Gros der Fahrzeuge ist beim einstigen ungarischen Bus-Konglomerat Volánbusz im Einsatz, das 2014 insgesamt 63 dieser Fahrzeuge in Betrieb genommen hat und auf Vorortslinien im Südosten von Budapest im Auftrag der kommunalen BKK einsetzt. Die Aufnahme entstand in Pestszentimre. (Foto: Jonas Schaufelberger)
In zwei Serien lieferte Volvo 2016 und 2022 total sieben Normal- und 50 Gelenkbusse des Typs 7900 Hybrid an Bernmobil. Anhand der orangen Zielanzeigen und den klassischen, analogen Rückspiegel erkannbar stammt der aufgenommene Wagen aus der ersten Serie. (Foto: Silvan Pleisch)
Auch ins Vereinigte Königreich wurde der Volvo 7900 Hybrid mit Aufbau aus Polen geliefert: Lothian Buses im Schottischen Edinburgh betreibt eine Flotte von 50 von 2013 bis 2014 gelieferten Normalbussen in der Version als Rechtslenker. (Foto: Silvan Pleisch)
Der Electric Hybrid wurde bereits 2014 vorgestellt. Das Modell verfügt über grössere Batterien als die Hybrid-Version, welche im Depot und zudem über stationäre Pantographen aufgeladen werden können. Mit einer Batterieladung können die Fahrzeuge bis zu 7 Kilometer rein elektrisch zurücklegen. Ein Vorserienfahrzeug wurde 2015 an Keolis abgeliefert und in Göteborg eingesetzt. Im Februar 2017 wurde der Wagen vorübergehend während der Ski-WM 2017 in St. Moritz als Ortsbus eingesetzt und an einer provisorischen Ladesäule mit Pantographen am Bahnhof St. Moritz zwischengeladen. Dieser Testbetrieb während der Ski-WM war wohl hauptsächlich PR-getrieben, der Ortsbus St. Moritz wird auch heute, trotz politischen Lippenbekenntnissen, noch mit Dieselbussen betrieben. (Foto: Silvan Pleisch)
Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) setzen eine stattliche Flotte von Volvo 7900 ein: Nebst 34 klassischen Hybrid-Gelenkbussen sind auch 16 Volvo 7900 electric Hybrid im Einsatz. In Zürich werden die Fahrzeuge auf den verknüpften Linien 67 und 76 eingesetzt, wobei sie an der Endhaltestelle Dunkelhölzli der Linie 67 aufgeladen werden. Im Bild ist der Bus unterwegs durch das Neubauquartier Binz. (Foto: Jonas Schaufelberger)

Durch das offensive Anbieten und die konsequente Weiterentwicklung der Hybrid-Technologie konnte sich der 7900 Hybrid als einziger zuverlässiger und wirklich effizienter Hybridbus am Markt behaupten. Angesichts dieser Erfolgsgeschichte erstaunt es, dass der zwischenzeitlich klar erkennbare Trend vom Hybrid- zum reinen Batteriebus von Volvo sehr stiefmütterlich behandelt wurde. Es wurde schon früh zwar eine elektrische Version des 7900E präsentiert, deren Konfigurationsmöglichkeiten hinsichtlich Batteriekapazitäten und Ladesystemen allerdings gegenüber der Konkurrenz sehr eingeschränkt waren und das Modell scheinbar von Volvo auch nur bei ausgewählten Ausschreibungen offeriert wurde. So konnte sich die elektrische Version nie am Markt durchsetzen – er blieb letztlich ein E-Bus unter vielen und konkurrierte direkt mit den flexibleren und ausgereifteren Modellen von MAN, Mercedes-Benz, Solaris, Iveco und weiterer, teilweise neuer Hersteller auf dem Markt. Letztlich schafften es Ende 2022 vier 7900E als Standardbusse in die Schweiz, sie werden durch Travys im Stadtverkehr in Yverdon-les-Bains eingesetzt.

Die einzigen vier 7900 Elektrobusse in der Schweiz sind bei Travys in Yverdon-les-Bains auf den dortigen Stadtbus-Linien im Einsatz. (Foto: Michel Bucheli)

Die letzten Reisebusse

Während man im Linienbus-Segment bis zuletzt der traditionellen Bauweise mit Chassis und Karosserie treu blieb, wurden ab 2018 im Reisebusbereich integrale Fahrzeuge eingeführt. Sowohl der Volvo 9700 als auch der 9900 wurden als komplette Neuentwicklung ab 2018 in Wrocław als Komplettbusse produziert. Anschliessend wurde noch der Volvo 9700DD in das Angebot aufgenommen, der jedoch in Kooperation mit der finnischen Carrus Delta Oy gebaut und weiterhin auf einem Chassis aufgebaut wird. Interessanterweise wurde die Produktion der vorletzten Generation des einstöckigen 9700 für die nordischen Märkte bei Carrus nie gestoppt und besteht auch heute noch.

Auf den oft weitläufigen Überlandlinien in Norwegen sind seit jeher Reisebusse im Linienbetrieb unterwegs. So erstaunt es auch nicht, dass Vy Buss, ein Tochterunternehmen der Norwegischen Staatsbahn, solche Busse einsetzt. Dieser 15 Meter lange Volvo 9700 trägt die Lackierung des Trondheimer Verkehrsverbunds AtB. (Foto: Sandro Flückiger)
Seit 2020 produziert die Carrus Delta den Volvo 9700 als Doppelstöcker in Serie. Anfänglich auf dem B11RLE-Chassis aufgebaut, folgte 2023 die Ablösung durch das B13RLE-Chassis. Es wird eine Linien- und Reiseversion sowie neben der der Standardhöhe von 4.0 Metern auch eine 4.2 Meter hohe Ausführung für den schwedischen Markt angeboten: Als Linienbusse werden die 9700DD zum Beispiel im Burgenland (A), in Göteborg (S) oder, wie auf diesem Bild zu sehen ist, im Umland von Stockholm eingesetzt. (Foto: Michel Bucheli)

Abgerufen im Jahr 2024:

  • Carrus, forums.rilpedia.org
  • Datenbank von phototrans.eu
  • Datenbank von svenskbusshistoria.se
  • Diverse Wikipedia-Artikel zu Scania und Volvo, deren Modelle sowie den übernommenen Aufbauherstellern
  • Environmental pressure in fragmented markets: the fall and rise of bus makers in Poland, Krzysztof Gwosdz, Robert Guzik, Boleslaw Domański, 2011
  • European Restructuring Monitor (ERM), Volvo Buses, March 2023
  • HISTORY OF SCANIA PRODUCTIONSŁUPSK SA, Webseite Scania Production Slupsk
  • Industriemagazin: Volvo verlegt Bus-Produktion nach Polen, 04.12.2012
  • Our story, Webseite von Carrus Delta Oy
  • Scania Production Slupsk, Facebook-Page
  • Scania reshapes its bus and coachbusiness, Pressemitteilung, 30.05.2023
  • Scania’s Omni Katrineholm AB to relocate busoperations from Katrineholm, Sweden to Poland, m2.co.uk., 29.09.2003
  • Struggles over legitimacy in global organizational restructuring: The Case Shutdown of Carrus, Niina Erkama, Eero Vaara, 2009/2010
  • The story of Volvo, Webseite von Volvo Group
  • Volvo Annual Report 1997
  • Volvo Buses changes business model in Europe, Pressemitteilung, 16.03.2023
  • Von einem Besuch bei Volvo Polska Wroclaw, busportal.cz, 10.07.2005